God save the King oder ein Austausch, noch älter als Charles III

Unsere Fahrt begann am Mittwoch um 8 Uhr am Hauptbahnhof, wo wir von Herrn Theis, Frau Flaspöler und Herrn Frankenhauser erwartet wurden. Nach einer Begrüßung stiegen wir in eine Regionalbahn nach Köln ein, von wo aus wir eine etwas längere Fahrt mit einem ICE zurücklegten. In Brüssel stiegen wir dann in den Eurostar um, der uns durch den Ärmelkanal nach London St. Pancras brachte. Von dort aus machten wir uns auf die Suche nach einer Thameslink Station, von der uns eine Schnellbahn nach einer etwa 30-minütigen Fahrt nach East Croydon Station brachte. Hier trennten sich nun die Wege der Jungen und Mädchen. Die Mädchen begaben sich dann ohne Verzögerung zur Croydon High Schule. Nach einer etwas längeren Wartezeit wurden auch die Jungen von schuleigenen Shuttles vom Bahnhof abgeholt. Nach Ankunft in der Eingangshalle wurden wir den Gastfamilien zugewiesen, die sich sehr gut um uns Austauschschüler kümmerten.
Am Donnerstag standen wir früh auf und machten uns fertig, aber diesmal schick angezogen. Hemd, schwarze Hose und schwarze Schuhe. Das war das Outfit für den Tag. Heute ging es für die deutschen Schüler in den Schultag der englischen Schüler.
1-2. Stunde Technologie: In der riesigen Werkstatt der Schule sollten die Schüler selbst eine Lampe bauen. Mit verschiedenen Geräten wurde gebohrt und auf den Millimeter genau geschliffen. Leider konnten die deutschen Schüler aufgrund von Versicherungsgründen keine dieser tollen Maschinen benutzen. Doch mit dem Schleifpapier durften sie helfen.
3. Stunde Deutsch: In der Deutschstunde mussten die deutschen Schüler sich auf Gruppen aus englischen Schülern aufteilen, um auf ihre Fragen auf Deutsch zu antworten.
4. Stunde Spanisch: Dank meiner überaus guten Spanischkenntnisse habe ich alles bis auf Hola, Gracias und Adiós nicht verstanden. Bei den englischen Schülern sah das aber ganz anders aus.
5-6. Stunde Biologie: Die englischen Schüler waren auf einem höheren Wissensstand als wir, wodurch wir etwas Neues über Stammzellen gelernt haben.
7. Stunde Lunch Break: Große und kleine Schüler aßen in der Mensa zu Mittag. Auf dem Menü -leckere Lasagne (auch vegetarisch) oder Nudeln mit Tomatensoße.
8-9. Stunde Kunst: Vor allem Fotografie. Die Lehrer gaben uns Kameras und schickten uns auf eine Mission, die Brennweite einer Kamera zu erforschen. Klebestift, Uhr oder Zeichenpuppen. Mit all dem wurde experimentiert.
Viele gingen dann nach Hause, aber für den Rest der englischen Schüler kamen jetzt noch die AGs. Um 17:30Uhr war auch für die restlichen Schüler endlich Feierabend. Zu früh gefreut. Jetzt lagen noch stapelweise Hausaufgaben auf dem Schreibtisch, die sich nicht von selbst erledigten. Als auch der letzte Papierkram erledigt war, war der wohlverdiente Schlaf nicht fern.

Am Freitag hieß es Sightseeing, aber nicht mit normalen Klamotten in die Schule kommen. Also wieder schick machen und nur für die Anwesenheitskontrolle anbehalten. Danach ging es nämlich zum Globe Theatre. Dort trafen wir unseren Tourguide, der uns im Theater herumführte. Anschließend ging es für uns in einen Schauspiel Workshop. Danach ging es für uns ins Tate Modern, von dessen Dachterrasse man einen wunderschönen Ausblick auf London hatte. Von Vogelebene wieder zur Straßenebene ging es für uns nun auf die Wobbly Bridge, wo wir einen Straßenkünstler sahen, der ausgespuckte Kaugummis bemalte. Um 16 Uhr ging es nach einem langen Tag aber auch endlich wieder zur Schule, wo wir von unseren Gasteltern abgeholt wurden. Auf der Englandfahrt habe ich viele neue Erfahrungen gesammelt. Die englische Kultur und das Familienleben haben mir sehr gut gefallen. Aber deren Schule ist nichts für mich, wegen der vielen Hausaufgaben”.
Titus Blessin (9d) – der im Spiel Rock, Paper, Scissors zweitletzter Gewinner wurde

Am Samstag ging es bei strahlendem Sonnenschein Richtung Südküste. Über einen kleinen zugegebenermaßen unfreiwilligen Umweg über Worthing stellten wir uns in Brighton auf direktem Weg dem Walk the Chalk. Neben künstlerischen Darbietungen genossen wir die herrlichen Aussichten bei Sonnenschein, die immer wieder zum Verweilen im Gras einluden. Am Abend hatte meine Gastfamilie noch eine Kitchen Party organisiert, so dass der schöne Tag – leider ohne die angekündigten Lederhosen – bei Tanz in der Küche endete.
Gemütlich wurde der Sonntag eingeläutet. Mit Kaffee und Deutschhausaufgaben verbrachte ich den Morgen. Zudem unternahm ich einen kleinen Spaziergang zum Epsom Downs Racecourse, einen Ort, den auch die Queen immer gerne besuchte. An diesem Morgen galoppierten auf der Rennbahn jedoch mehr Hunde als Pferde. Am Nachmittag ging es dann mit der Gastfamilie in die Surrey Hills – nach der Wanderung belohnten wir uns abends mit einem komfortablen Dinner vor dem Fernseher bei der BBC Serie Across the World.
Der Montag begann mit einer beeindruckenden Assembly zum European Day of Languages. Im Rahmen des 75. Jubiläums des Austausches mit der Mädchenschule Croydon High ermutigte Herr Theis in einer Rede die Schülerinnen nicht nur Auslandserfahrungen zu sammeln und damit ihren eigenen Horizont zu erweitern, sondern zeigte auch im Rahmen der zu zelebrierenden kulturellen Vielfalt Unterschiede auf. Zudem überreichte er eine von Herrn Bartsch zuvor entworfene Urkunde und eine Goldbärenlampe, die aus dem UK-Shop erstanden wurde – keiner liebt die Goldbären halt so wie der Engländer – die Engländer waren zumindest very amused. Der Tag ging ereignisreich weiter mit Madame Tussauds und der Chamber of Horrors, einem Exkurs zum Oxford Circus und einem Spaziergang durch den mit Sonnenstühlen bestückten Green Park Richtung Buckingham Palace.
An unserem letzten Tag in London stand das Science Museum auf dem Programm. Dass Museen auch recht praxisorientiert ausgerichtet sein können, konnten nicht nur die SchülerInnen erfahren, die im Flugsimulator ihre Flugkompetenzen unter Beweis stellten. Am Covent Garden – nach 193 Stufen aufwärts – genossen wir unsere Mittagspause und ließen uns von den Straßenkünstlern in der Sonne unterhalten. Zum Abschluss nutzen wir das herrliche Wetter und liefen vom Covent Garden über die Tower Bridge. Am Abend sahen wir uns noch zusammen mit unseren englischen Kolleginnen und Kollegen das Stück Macbeth im Globe an. Hier durften wir die einzigartige Atmosphäre des Globes sogar auf einem Sitzplatz erleben. Die Inszenierung des Stücks dürfte jedoch bei allen Betrachtern über die klassische Frage hinaus – “When shall we three meet again? In thunder, lightning, or in rain?“- weitere aufgeworfen haben.
Am Mittwoch hieß es dann Abschied nehmen. Neben den obligatorischen Gruppenfotos gab es schöne Abschiedsszenen in der Gewissheit, dass man sich im Februar im Karneval wieder sieht. Die Rückfahrt verlief weitestgehend problemlos – unser erhitzter Wagon blieb in Liège etwas länger auf der Strecke. Zeit, um mit den uns ausgehändigten Wasserflaschen den Turmbau zu Babel zu inszenieren oder den Lehrer auf dem Bahnsteig zu frisieren. Am Ende mussten auf der Zugfahrt – zur Belustigung einiger MitfahrerInnen – im Spiel Rock, Paper, Scissors alle Kandidaten gegeneinander antreten, die es während der Fahrt auf die dunkle Liste der Verfehlungen geschafft hatten. Tröstlich ist, dass gemäß dem Motto „wer sucht der findet“, viele diesem heiteren Spiel beiwohnen durften. Der Ausgang am Ende jedoch war – um es kurz zu halten – kläglich…
Petra Flaspöler – die im Spiel Rock, Paper, Scissors letzte Gewinnerin wurde